things japanese

Mittwoch, 16. Juli 2008

Things Japanese 16/ Mite mite wakaru

Wenn ich mich recht erinnere, war es 1991, als ich mir in Japan einen Waporo (japanisiertes Englisch für Word Processor) kaufte, so etwas wie ein Computer ohne Festplatte. Das 'Ding' war etwa so groß wie mein Fernseher, also etwa Schuhkartongröße, und verfügte über einen integrierten Drucker, den man mit Thermopapier füttern mußte. Mein erster Schritt in die EDV...und dann gleich mit einem japanischen Gerät. Ich fühlte mich zunächst völlig aufgeschmissen, denn ich musste damals bei Null anfangen, hatte keine Ahnung, was sich hinter Begriffen wie 'reset', 'floppy disc' oder 'enter' versteckte - wie sollte ich dann erst die entsprechenden japanischen Ausdrücke dechiffrieren? Mutlos nahm ich die Anleitung zur Hand - aber dann ging mir regelrecht das Herz auf. Das Manual war graphisch so gut aufbereitet, dass ich ich allein anhand der Bilder verstand, was ich tun musste.
Mite mite wakaru, sehen-und-sehen-und-verstehen, das ist der Titel einer Kolumne in 'Aera', einem japanischen Wochenmagazin, vergleichbar mit unserem 'Spiegel' und sie ist maßgeschneidert auf das japanische Talent, Inhalte graphisch leicht verständlich aufzubereiten. Japanische Handarbeitsbücher kennen viele von euch und ihr habt sich schon danach gearbeitet: es geht gut, ohne dass man ein Wort der Sprache lesen oder verstehen kann.
Aber als Beipiel für das mite-mite-wakaru-Prinzip möchte ich, da euch die japanischen Toiletten so gefallen haben, bei diesen verweilen.
In einer Zeit, bevor die westliche 'Sitztoilette' ihren Siegeszug durch Japan unternahm, gab es diese Bodentoiletten, denen man zuweilen in Südfrankreich begegnet und bei denen man sich hocken muss. Vor zwanzig Jahren habe ich auf westlich ausgestatteten Toiletten des öfteren eine Gebrauchsanleitung gesehen: do's (auf der Brille sitze und...) and don'ts (auf der Brille stehen und ...).

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Ganz so arg ist das nicht, aber immer noch nett anzusehen: aufgenommen in der Toilette in der Wohnung eines Freundes in Tokyo. Das Haus wurde Anfang der 90er erbaut, daher fangen die Erklärungen nicht ganz bei Null an.
Und hier, auf einer Toilette in einem Museum in Takayama, wird man zunächst darauf hingewiesen wir alle die Toilette doch schön sauber nutzen sollte (Zettel oben). Um dann, Zettel unten, noch einmal daran erinnert zu werden, dass wir soch bitteschön vor dem Gehen darauf achten sollten, die Toilette schön zu nutzen.

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Und wer wissen will, wo die Ursachen für diese gewisse, nicht unproblematische Affinität der Japaner zu ihren Toiletten liegen könnte, der sollte sich 'Lob des Schatten' ('In ei raisan') von Tanizaki Jun'ichiro (Vorname), einer meiner japanischen Lieblingsschriftsteller, ansehen, ein schmales Bändchen, das bei Manesse erschienen ist.

Dienstag, 15. Juli 2008

Things Japanese 15/ Toire

Toiletten ('Toire', japanisiertes Englisch) sind ein besonderes Kapitel in Japan, ein Thema, das ich hier auf keinen Fall unterschlagen möchte, und über das man durchaus ganze Bücher schreiben könnte.
Zeichnet sich China durch Abwesenheit von Toiletten aus, vor allem, was den öffentlichen Raum anbelangt, gibt es in Japan geradezu ein Überangebot.
Die Freude des Japaners am Detail erwähnte ich bereits und in diesem Fall, den japanischen Toiletten, sind sie besonders vielseitig und reich an Tücken. Ein, zwei Beispiele möchte ich euch nicht vorenthalten.
Fangen wir mit diesem Bild an. Diese Toilette an sich ist verhältnismäßig harmlos, wenn da nicht links oben der kleine Kasten an der Wand wäre! Das ist nicht, wie man vermuten könnte, der Auslöser für die Spülung sondern eine Geräuschanlage.
Die Berührung mit der Schamkultur christlicher Länder hat in Japan tiefe Spuren hinterlassen. Schamhaftigkeit in Bezug auf Nacktheit erwähnte ich bereits, in diesem Fall ist es die Scham vor den Geräuschen, die man beim Urinieren verursacht. Weil es Japanerinnen (unendlich) peinlich ist, wenn andere ihnen bei der Ausführung des kleinen Geschäftes zuhören könnten, versuchten sie dies zu übertönen: man betätigte die Wasserspülung und pinkelte ungehört! 1988, als ich zum ersten Mal nach Japan reiste, war von Erderwärmung, Klimawandel und der Verantwortung der Verbraucher noch nicht die Rede, aber die unglaubliche Wasserverschwendung hat mich sehr erregt.

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In Japan wuchs das Bewusstsein, dass dies ein Umweltproblem werden könnte erst, als sich seit Anfang der 90er Jahre extrem trockene Sommer häuften, die Wassermangel verursachten. Also kam man auf eine, wie ich finde ebenso unglaubliche wie brilliante Lösung: da das Naheliegendste, nämlich den Japanerinnen die Schamhaftigkeit auszureden, unmöglich war, erfand man eine Geräuschbox für Toiletten, die entweder lautes Meeresrauschen oder eine Wasserspülung imitierte. Das ist der kleine Kasten, der oben auf dem Foto zu sehen ist. Die Geräusche werden bei Bedarf durch einen Sensor ausgelöst.

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Zu den Tücken der Toiletten hingegen gehören die vielen Funktionsknöpfe, die man betätigen kann – aber nicht betätigen sollte. Manchmal fühlt man sich wie im Cockpit der Enterprise. Es ist erstaunlich, welche Funktionen da versteckt sind: Naumachien für das Individuum. Ich kann euch nur raten: wenn ihr keine große Mengen Papiertaschentücher oder besser Handtücher dabei habt, lasst die Finger davon!

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Das Wichtigste aber zum Schluss: die Erfahrung hat mich gelehrt, dass man eine japanische Toilette nie benutzen sollte, wenn man nicht genau weiß, wo der Hebel, Knopf, Sensor oder Mechanismus für die Spülung ist. Das Herauszufinden kann allerdings schon mal an eine persönliche Herausforderung grenzen! ;-))

Montag, 14. Juli 2008

Things Japanese 14/ Shokuji

Ich behaupte jetzt einfach frei, frank und frech, Japanern ist die Liebe zum Detail angeboren.
Jaja, der Soziologe im allgemeinen und der Japanologe im besonderen könnten zu Recht Einwände erheben...aber davon möchte ich gerade nichts wissen sondern versprühe, jeglicher Wissenschaftlichkeit gegenüber ignorant, meine 'Vor'Urteile.
Dank des Japaners Detailverliebtheit hat es der Ausländer leicht, sich in einem japanischen Restaurant, dessen Speisekarte er mitnichten imstande ist zu lesen, zurecht zu finden und eine essbare Mahlzeit ('shokuji') zu bestellen. Man geht einfach in Begleitung der Wirte vor die Tür und zeigt auf das gewünschte Gericht!

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Detailgetreue Abbildungen der angebotenen Speisen finden sich vor einer großen Zahl von Restaurants, zumindest in den Fenstern derer, die sich der durchschnittliche Reisende leisten kann.
Diese kunstvollen und naturgetreuen Imitate werden in erster Linie natürlich nicht dazu angefertigt, dem Ausländer bei der schwierigen Auswahl von Speisen an die Hand zu nehmen und durch die Tücken der japanischen Küche zu führen. Es geht darum, den einheimischen Gästen zu zeigen, was genau den Gast erwartet.... und genau bedeutet hier, dass, so wurde mir kolportiert, sogar die Reiskörner abgezählt würden...

Das Prinzip 'mite-mite-wakaru' (sehen-und-sehen-und-verstehen) wird uns ind dieser Reihe noch einmal begegnen.

Sonntag, 13. Juli 2008

Things Japanese 13/ Bochi

In Japan werden Tote zumeist gemäß buddhistischen Riten bestattet, also verbrannt. Die Asche wird nach verschiedenen Feierlichkeiten in einem Familiengrab zur letzten Ruhe bestattet, die dem Andenken an die Verstorbenen dienen - das ist nicht anders als bei uns. Während bei uns Gräber mit den Namen der Verstorbenen versehen werden, sind die Grabsteine japanischer Friedhöfe ('bochi) in der Regel nur mit dem Familiennamen versehen, das entspricht dem konfuzianistischem Gedanken, dass die Familie von wesentlicher Bedeutung ist, das Individuum hingegen nicht.

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Yanaka bochi

In Japan sind (Familien-)Gräber kleiner als beispielsweise ein Grab in Deutschland. Anschaffung, Unterhalt und Pflege sind teuer und es ist traditionell die Pflichten des 'chonan' (ältester Sohn), dafür aufzukommen.
Gräber werden regelmäßig besucht, dann werden sie zuerst mit Wasser 'gereinigt', indem mehr oder weniger Nass über den Grabstein gegossen wird. Räucherstäbchen werden entzündet, zuweilen auch Blumen als Grabschmuck hinterlegt.

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Ein jeder besucht das Grab seiner Angehörigen, so häufig oder so selten man es möchte. Aber Mitte August wird in Japan das 'O bon' - Fest begangen, an dem der Toten gedacht wird. Viele Japaner kehren in dieser Zeit an den Ort zurück, an dem sich die Familiengräber befinden. Es ist eine Pflicht, in dieser Zeit die Gräber der Toten aufzusuchen, um ihnen Respekt zu zollen.

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Darüberhinaus gibt der buddhistische Trauerritus über viele Jahre hinaus besondere Gedenkfeiern vor. Zu diesen Anlässen werden bei den Gräbern Sotoba (Grabbeigaben) hinterlegt, Holzlatten, die handbeschriftet sind mit dem Namen des Toten, dem Namen Buddhas oder einer Sutre. Sie dienen als Stellverteter des Spendenden, der mit dem Verstorbenen so kommuniziertund seine Anwesenheit ausdrückt. Je mehr dieser sotoba sich an einem Grab befinden, desto bedeutender der Verstorbene.

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Bochi in Kyoto

Samstag, 12. Juli 2008

Things Japanese 12/ Senkyo

In Japan werden tatsächlich regelmäßig Wahlen ('senkyo') abgehalten. Ich allerdings habe den Eindruck, dass sich kaum einer dafür interressiert, da das Ergebnis von vornherein fest zu stehen scheint. Seit Kriegsende stellt die LDP (Liberal Demokratiche Partei), oder von ihr abgesplitterte Gruppierungen, den Premierminister, von einem kurzen, sozusagen sozialdemokratischen Intermezzo, einmal abgrsehen. Die führende politische Klasse ist zäh, korrupt und auf den Erhalt der eigenen Macht bedacht. Politik ist ein trauriges Thema. Obwohl, die extreme Linke oder Rechte hat eine interessant-deprimierende Historie.
Wo es Wahlen git, gibt es in der Regel auch Wahlkampf. Der verläuft in Japan anders als bei uns, wo die Parteien reichlich mit öffentlichen Geldern aufgepäppelt werden. In Japan braucht ein Kandidat zwar nicht so viel Geld wie in den USA, aber doch reichlich. Entstammt er nicht einem der Politiker-Clans, muss er sich von ganz unten nach oben arbeiten. Während eines Wahlkampfes rollen tagtäglich Autos und LKW's durch Städte, aus denen die Kandidaten lauthals ihre Namen nennen und die verehrten Bürger um die werte Stimme bitten. Das Getöse beginnt in der Früh und endet am Abend, jeder ist abgenervt und findet dieses Ritual unerträglich. Aber es wird immer wieder aufs neue aufgeführt. Und damit der Wahlkampf auch schon erschöpft!

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Wahlkampf auf Japanisch kommt ohne Inhalte aus, Phrasen reichen! Es hört, wie das Bild eines Wahlkämpfers aus Kanazawa zeigt, eh niemand zu!

Freitag, 11. Juli 2008

Things Japanese 11/ Rasshu

Die Rasshu, verkürztes japanisiertes Englisch für 'rush hour' ist ein Ausdruck dessen, wie geduldig und leidensfähig Japaner sein können. Bilder von vor Menschen schier überquellenden Bahnhöfen, Menschen, die von Bahnangestellten mit weißbehandschuhten Händen in die bereits bis zum Anschlag überfüllten Waggons gedrückt werden... das alles ist reales Erleben von Millionen und Abermillionen Menschen in ganz Japan.
In Tokyo beginnt die rasshu gegen 7:15, und dauert bis ca. 9:00. Nicht dass die Öffentlichen dann leer wären, aber man kann zumindest ohne die Nase des Nachbarn am/im Ohr zu haben, stehen und sogar ein Buch aufschlagen.
Am späten Nachmittag, ab 18:00, wenn alle von ihren Büros zurück in die Vororte eilen, heißt es wieder 'rasshu', aber in erträglicherem Mass, denn der Menschenstrom verteilt sich über einen längeren Zeitraum.
Als ich in Tokyo lebte fand ich die abendlichen Zustände jedoch auch recht schlimm. Viele Japaner treffen sich nach der Arbeit in den zahllosen Bars, Restaurants oder Karaoke-Schuppen, auf Grund der beengten Wohnverhältnisse ist es nicht so üblich, sich zuhause mit Freunden ein paar Flaschen schöner Rieslingbrause zu gönnen. Japaner neigen dazu, in kurzer Zeit zu viel und zu schnell Alkohol zu trinken. Also sieht man viel Alkoholleichen, die von Freunden zur Bahn geschleift werden - manchmal wird noch vor Betreten des Bahnhofs ordentlich gekübelt. Die diversen Gerüche in den Bahnen will ich nur mal am Rande erwähnen... Betrunkene in Japan können sich vieles Erlauben, es wird ihnen fast immer nachgesehen. Jemand, der nichts verträgt, wird auch heute noch dafür gehänselt - eigentlich ein Witz, weil Japaner wegen eines fehlenden Enzyms eh nicht viel vertragen. Demgegenüber wird Trinkfestigkeit überaus respektiert. In Kusatsu, einem sehr konservativen Ort, konnte ich als Frau mein gutes Verhältnis zum Bürgermeister, den Stadvätern und meinen Chef nur durch Trinkfestigkeit begründen und aufbauen, intensiver Einsatz am Arbeitsplatz war da nebensächlich.
Aber zurück zur rasshu in Tokyo. Bei der unvorstellbaren Enge in den Bahnen bleiben sexistische Übergriffe natürlich nicht aus, vor allem das Problem der Po-Grapscher wurde mit den Jahren schlimmer und schlimmer. Es war sehr unangenehm und uns ausländischen Frauen erlaubte die Uni, Kurse am frühen Morgen ausfallen zu lassen, damit wir die rasshu vermeiden konnten.
Die Täter konnten leider so gut wie nie zur Rede gestellt werden, denn niemand konnte sehen, wer wen betatschte. Die entsprechende konnte man wegen der Fülle auch nicht greifen, und umdrehen und gucken, wer der Fiesling war, war völlig aussichtslos. Also wurde das Problem anders angegangen.


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Ich wünschte, wir hätten hierzulande auch so etwas... ich sag nur Breitbeinsitzer!

Donnerstag, 10. Juli 2008

Things Japanese 10/ Onsen

Diese Serie wäre unvollständig, wenn ich nicht über Onsen schreiben würde. Onsen haben erhöhtes Suchtpotenzial, und ganz schlimm ist es bei mir, denn ich habe zwei Jahre lang in einem Onsen gelebt und, wie es die deutsche Botschaft zu sagen pflegte, als 'Graswurzeldiplomat' in der Stadtverwaltung gearbeitet: in Kusatsu onsen, einem der berühmtesten Onsen in Japan, mit stark schwefelhaltigem Quellwasser.

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Yubatake in Kusatsu Onsen

Die vielen Vulkane und Erdbeben bescheren Japanern nicht nur Angst und Schrecken, sondern auch den Himmel auf Erden: Onsen, heiße Quellen.
Es gibt unzählige heiße Quellen in Japan und die Japaner geniessen seit vielen Jahrhunderten das Baden darin. Heiße Quellen werden nicht nur aus Vergnügen am Baden sondern auch aus therapeutischen Zwecken aufgesucht.
Heiße Quellen sind überaus beliebte Reiseziele: so wie es wahrscheinlich keinen Japaner gibt, der keine Nudelsuppen mag,gibt wahrscheinlich auch kaum einen, der das Baden in den heißen Quellen nicht zu schätzen wüßte.
Was ein richtiges Onsen ist, wird seit Ende der 40er Jahre im Onsen-Gesetz geregelt. Als Onsen versteht man sowohl die Quelle an sich, den Ort, an dem diese Quelle aus dem Boden quillt und auch einzelne Badehäuser. Onsen wird dann als Suffix an einen Ortsnamen gehängt, zum Beispiel Nozawa Onsen, und hat eine ähnliche Bedeutung wie unser 'Bad'.
Dogo onsen gilt als das älteste Onsen Japans. Hier wurde der Überlieferung nach das Baden in heißen Quellen zu therapeutischen Zwecken entdeckt.

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DAS Badehaus in Dogo onsen

Und was passiert darin? Man Betritt das Badehaus, bezahlt und dann geht man in die nach Geschlechtern getrennten Umkleiden. Die Geschlechtertrennung wurde übrigens durch christlich-westlichen Einfluss (Schamkultur) gegen Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt.

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Diese Fotos stammen aus Gero onsen,aber die Räumlichkeiten in den Badehäusern sind allesehr ähnlich.
Hier macht man sich nackig und geht, je nach Ausstattung des Badehauses, mit (oder ohne) Seife, Shampoo und Co. zum Waschen. Zunächst wäscht man sich hier mit heißem, klaren Wasser aus der Leitung. Die JapanerInnen machen das im Sitzen und nutzen dazu kleine Höckerchen aus Holz oder Kunststoff. Dann steigt man langsam und sehr vorsichtig in das heiße Wasser und versinkt im Wohlgenuss: man spürt förmlich, wie Stress und Müdighkeit Leib und Seele verlassen. Man sitzt sehr still und ruhig im Wasser, das es in der Regel sehr, sehr heiß ist. Das Wasser ist überall heiß bis sehr heiß, hat aber mindestens 25°. In Kusatsu hatte das Wasser bis zu 43°!

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Nach ein paar Minuten verläßt man das Becken, geht zurück zu seinem Höckerchen und dann wird geschrubbt. Von Kopf bis Fuss und unter handfestem Einsatz von Bürsten und Schwämmen. Die Schrubberei kann schon mal bis zu 10 oder 15 Minuten dauern, und ich bin jedesmal erstaunt, dass die Damen danach noch Haut auf dem Körper haben. Anschließend begibt man sich wieder in das Becken und versinkt erneut.

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Nach dem zweiten Badegang, ein jeder dauert wegen der großen Hitze nicht länger als 5-10 Minuten, fühlt man sich wunderbar erfrischt.
Ein besonderes Highlight ist, wenn das Badehaus, über ein Rotenburo, ein Badebecken unter freiem Himmel, verfügt.

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Rotenburo in Gero onsen

Die Badehäuser in den Onsen sind stets geschmackvoll gestaltet, mal modern und kühl, mal traditionell japanisch. Stets wird beim Bau auf traditionelle Materialien wie Holz, Bambus und Steine zurückgegriffen.

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Fotografieren ist natürlich verboten, weil alle anwesenden Damen ja nackt sind. Aber als ich im Juni in diesen beiden Badehäuser in Gero onsen war, badete gerade niemand und so habe ich, carpe diem, fix meine Kamera zur Hand genommen und ein paar Fotos geschossen.

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Auf dem Weg zurück zum Bahnhof musste ich natürlich noch an diesem Fuß-Onsen eine Pause einlegen und meinen Füßen ein weiteres Bad gönnen. Es ist schier unmöglich, von Onsen genug zu bekommen...

Mittwoch, 9. Juli 2008

Things Japanese 9/ Soba

Auf die Frage, was ein typisch japanisches Gericht ist, lautet die Antwort in der Regel, zumindest in westlichen Gefilden, Sushi. Das sind beispielweisef die bei uns so populären Nigiri sushi, kleine Klöpse aus kaltem, leicht gesäuertem Reis, die häufig mit dünnen Scheiben rohen, toten (zuweilen auch lebendigen!) Fischfleisches oder, weniger häufig, mit gekochten oder gebratenen Fisch-Scheiben belegt sind.
Sicher, die Japaner essen häufig Sushi, aber beliebter als Sushi sind Nudelsuppen. Ich kenne einige Japaner, die wie ich totes Tier roh nicht verzehren können, aber Nudelsuppen essen alle und manche tun das sogar täglich. Somen und Ramen (chinesische Nudeln), Udon (japanische Weizennudeln) Soba (japanische Buchweizennudeln) ect. Sie werden im Winter und Herbst heiß, im Frühling und Sommer kalt gegessen, sie sind süß oder salzig, scharf oder fad...uswusw.
Nudelsuppen haben in Japan Kultstatus. Manche mögen von euch einen der schönsten Filme des unvergleichlichen Itami Juzo kennen: 'Tanpopo', in dem es um Liebe, Erotik und das Essen im weiteren und um die perfekte Nudelsuppe (hier Ramen) im engeren Sinn geht. Sehr fein und legenär darin sind die Schlürf-Szenen. Nudelsuppen in Japan müssen geschlürft werden! Es gibt im japanischen Fernsehen Kochsendungen, die sich ausschließlich mit Nudelsuppen oder Nudelsuppenrestaurants beschäftigen. Während meiner 17 Tage in Japan habe ich bestimmt acht oder zehn Mal eine Nudelsuppe als Haupt- oder Nebengericht gegessen. Man bekommt einfach nie genug davon.

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Hier esse ich mit meiner Freundin Y. in einem der leckersten Soba-Restaurants in Tokyo eine Schale Tempura soba, göttlich hat's geschmeckt!

Dienstag, 8. Juli 2008

Things Japanese 8/ Furin

Ein japanischer Sommer ohne den Klang von furin, wörtlich übertragen ‚Windglöckchen’, ist für mich kein Sommer. Fast jedes Haus, jeder Balkon ist mit mindestens einer der kleinen Glocken ausgestattet.

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Traditionell wurden sie aus Eisen oder anderen Metallen hergestellt, heute gibt es sie auch aus anderen Materialien wie Glas. In diesem Jahr sind vor allem furin aus Porzellan sehr beliebt.

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Passiert man ein Geschäft, dass furin verkauft, hört man das zarte Läuten der nicht allzu großen Glocken. In der Regel installieren diese Geschäfte kleine Windmaschinen, die das Läuten ermöglichen. Es ist zauberhaft, diesen Vielklang der Glocken zu hören.

Montag, 7. Juli 2008

Things Japanese 7/ Moji

Japanisch ist eine der schwersten Sprachen der Welt. Diesem Vorurteil verdanke ich stets ungläubig-respektvolle Staunen wenn herauskommt, dass ich Japanisch spreche. Japaner halten ihre Sprache sogar für unlernbar. Ersteres stimmt nur bedingt und letzteres ist Blödsinn. Nicht die Sprache an sich ist schwer zu erlernen, auch wenn es einige heftige Hürden zu überwinden gilt, sondern die Sprache kombiniert mit dem komplizierten japanischen Schriftsystem. Aber mit Energie, Ausdauer, Zeit (und einer gehörigen Portion Masochismus ;-) geht das schon...

Die japanische Sprache gehört zu den sogenannten agglutinierenden Sprachen, bei denen u.a. Tempus, Aspekt, Genus Verbi und Modus durch Verbalsuffixe oder -affixe gekennzeichnet, also an den Wortstamm angeklebt werden.
Was die Lautbildung anbelangt, so ist das Japanische eine Abfolge offener Silben, also Konsonant plus Vokal und der Grundwortschatz ist in der Regel zwei- oder dreisilbig. Allerdings gibt es zahlreiche Zusammensetzungen. Dies ist wichtig zu wissen, wenn man mit der japanischen Schrift konfrontiert wird.

Die japanische Schrift verfügt über viele verschiedene Zeichen (moji). Irgendwann im 4. oder 5. Jahrhundert nach Christus haben gelehrte Mönche chinesische Schriften nach Japan eingeführt. Japan, das keine eigene Schrift kannte, übernahm die aus Ideogrammen bestehende chinesische Schrift. Da das Chinesische mit dem Japanischen etwa so viel Ähnlichkeit aufweist wie das Deutsche mit dem Finnischen, also gar keine, war das eine Schnapsidee, mit deren Auswirkungen sich seither nicht nur jeder Japaner sondern vor allem auch arme, bemitleidenswerte JapanologiestudentInnen ;-) herumschlagen müssen.

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Lesung: ’kaminari mon’

Die chinesischen Schriftzeichen (kanji) allein sind nämlich völlig unzureichend, um die Besonderheiten der japanischen Sprache schriftlich darzustellen. Also wurden viele kanji zweckentfremdet, also ihrer Bedeutung entrissen, und zu zwei verschiedenen, rein phonetisch genutzten Silbenschriften (kana) umgemodelt ( hiragana und katakana). Das dauerte natürlich ein paar Hundert Jährchen...
Fragt mich nicht, wie viele kanji es in Japan gibt, es sind viele. Im Laufe der Zeit hat sich die Schreibweise der Schriftzeichen in China und Japan unterschiedlich entwickelt, aber theoretisch könnte ich mit Chinesen schriftlich kommunizieren, ohne auch nur ein Wort Chinesisch zu können.
Kanji sind Ideogramme, das heißt, sie haben eine spezifische Bedeutung. Im Chinesischen gilt: ein kanji= eine Lesung = eine Bedeutung = ein Wort. Im Japanischen hingegen hat ein Schriftzeichen prinzipiell mindestens zwei Lesungen: eine rein japanische und eine sogenannte sinojapanische Aussprache, also eine, die die chinesische Lesung japanisiert wiedergibt.
Aber das Japanische wäre nicht das Japanische wenn es dabei bliebe....im Japanischen kann ein und das gleiche kanji je nach der Zusammensetzung und dem Kontext mehrere und teilweise völlig unterschiedliche Lesungen haben. Es gibt andererseits auch sehr viele gleichlautende Worte, so dass man die Schreibweise, also das kanji kennen muss, um zu wissen, um welches Wort es sich handelt. Das, so kann man sich vorstellen, erleichtert das Erlernen der Schrift auch nicht gerade.
Hiragana werden, vor allem seit Ende des 19.Jahrhunderts, genutzt um Suffixe, Postpositionen usw. zu schreiben, mit katakana werden vor allem seit der Nachkriegszeit Fremdwörter und ausländische (Orts-)Namen geschrieben.

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kanji und kana

Man sagt, dass man ca. 2000 kanji kenne muss, um beispielsweise eine Tageszeitung zu lesen. Als gebildet gilt jemand, der über ein aktives Wissen von etwa 5000 kanji hat, diese also verstehen, lesen und schreiben kann, sowie weitere 10.000 kanji zumindest sinngemäß erfassen kann. Über meinen Wissensschatz hülle ich die Decke des Schweigens.... ;-)
Sodele, das war in Ansätzen eine kleine Einführung in die Tücken der japanischen Schrift....
Ach ja, einer geht noch: traditionell schreibt man in Japan von oben nach unten und dann von rechts nach links, aber moderne Texte liest man auch wie bei uns waagerecht von links nach rechts.

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