Dienstag, 15. Juli 2008

Things Japanese 15/ Toire

Toiletten ('Toire', japanisiertes Englisch) sind ein besonderes Kapitel in Japan, ein Thema, das ich hier auf keinen Fall unterschlagen möchte, und über das man durchaus ganze Bücher schreiben könnte.
Zeichnet sich China durch Abwesenheit von Toiletten aus, vor allem, was den öffentlichen Raum anbelangt, gibt es in Japan geradezu ein Überangebot.
Die Freude des Japaners am Detail erwähnte ich bereits und in diesem Fall, den japanischen Toiletten, sind sie besonders vielseitig und reich an Tücken. Ein, zwei Beispiele möchte ich euch nicht vorenthalten.
Fangen wir mit diesem Bild an. Diese Toilette an sich ist verhältnismäßig harmlos, wenn da nicht links oben der kleine Kasten an der Wand wäre! Das ist nicht, wie man vermuten könnte, der Auslöser für die Spülung sondern eine Geräuschanlage.
Die Berührung mit der Schamkultur christlicher Länder hat in Japan tiefe Spuren hinterlassen. Schamhaftigkeit in Bezug auf Nacktheit erwähnte ich bereits, in diesem Fall ist es die Scham vor den Geräuschen, die man beim Urinieren verursacht. Weil es Japanerinnen (unendlich) peinlich ist, wenn andere ihnen bei der Ausführung des kleinen Geschäftes zuhören könnten, versuchten sie dies zu übertönen: man betätigte die Wasserspülung und pinkelte ungehört! 1988, als ich zum ersten Mal nach Japan reiste, war von Erderwärmung, Klimawandel und der Verantwortung der Verbraucher noch nicht die Rede, aber die unglaubliche Wasserverschwendung hat mich sehr erregt.

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In Japan wuchs das Bewusstsein, dass dies ein Umweltproblem werden könnte erst, als sich seit Anfang der 90er Jahre extrem trockene Sommer häuften, die Wassermangel verursachten. Also kam man auf eine, wie ich finde ebenso unglaubliche wie brilliante Lösung: da das Naheliegendste, nämlich den Japanerinnen die Schamhaftigkeit auszureden, unmöglich war, erfand man eine Geräuschbox für Toiletten, die entweder lautes Meeresrauschen oder eine Wasserspülung imitierte. Das ist der kleine Kasten, der oben auf dem Foto zu sehen ist. Die Geräusche werden bei Bedarf durch einen Sensor ausgelöst.

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Zu den Tücken der Toiletten hingegen gehören die vielen Funktionsknöpfe, die man betätigen kann – aber nicht betätigen sollte. Manchmal fühlt man sich wie im Cockpit der Enterprise. Es ist erstaunlich, welche Funktionen da versteckt sind: Naumachien für das Individuum. Ich kann euch nur raten: wenn ihr keine große Mengen Papiertaschentücher oder besser Handtücher dabei habt, lasst die Finger davon!

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Das Wichtigste aber zum Schluss: die Erfahrung hat mich gelehrt, dass man eine japanische Toilette nie benutzen sollte, wenn man nicht genau weiß, wo der Hebel, Knopf, Sensor oder Mechanismus für die Spülung ist. Das Herauszufinden kann allerdings schon mal an eine persönliche Herausforderung grenzen! ;-))

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