Montag, 7. Juli 2008

Sneak Preview

Ach ja, ganz unjapanisch geriert sich die Herbst-/Winterausgabe (No 44) des Rowan-Magazines. Rowan wird 30 und der Herbst hat drei Namen: Renaissance, Elegance und Nostalgia.
Wie soll man denn da den Sommer genießen können???? ;-)

Things Japanese 7/ Moji

Japanisch ist eine der schwersten Sprachen der Welt. Diesem Vorurteil verdanke ich stets ungläubig-respektvolle Staunen wenn herauskommt, dass ich Japanisch spreche. Japaner halten ihre Sprache sogar für unlernbar. Ersteres stimmt nur bedingt und letzteres ist Blödsinn. Nicht die Sprache an sich ist schwer zu erlernen, auch wenn es einige heftige Hürden zu überwinden gilt, sondern die Sprache kombiniert mit dem komplizierten japanischen Schriftsystem. Aber mit Energie, Ausdauer, Zeit (und einer gehörigen Portion Masochismus ;-) geht das schon...

Die japanische Sprache gehört zu den sogenannten agglutinierenden Sprachen, bei denen u.a. Tempus, Aspekt, Genus Verbi und Modus durch Verbalsuffixe oder -affixe gekennzeichnet, also an den Wortstamm angeklebt werden.
Was die Lautbildung anbelangt, so ist das Japanische eine Abfolge offener Silben, also Konsonant plus Vokal und der Grundwortschatz ist in der Regel zwei- oder dreisilbig. Allerdings gibt es zahlreiche Zusammensetzungen. Dies ist wichtig zu wissen, wenn man mit der japanischen Schrift konfrontiert wird.

Die japanische Schrift verfügt über viele verschiedene Zeichen (moji). Irgendwann im 4. oder 5. Jahrhundert nach Christus haben gelehrte Mönche chinesische Schriften nach Japan eingeführt. Japan, das keine eigene Schrift kannte, übernahm die aus Ideogrammen bestehende chinesische Schrift. Da das Chinesische mit dem Japanischen etwa so viel Ähnlichkeit aufweist wie das Deutsche mit dem Finnischen, also gar keine, war das eine Schnapsidee, mit deren Auswirkungen sich seither nicht nur jeder Japaner sondern vor allem auch arme, bemitleidenswerte JapanologiestudentInnen ;-) herumschlagen müssen.

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Lesung: ’kaminari mon’

Die chinesischen Schriftzeichen (kanji) allein sind nämlich völlig unzureichend, um die Besonderheiten der japanischen Sprache schriftlich darzustellen. Also wurden viele kanji zweckentfremdet, also ihrer Bedeutung entrissen, und zu zwei verschiedenen, rein phonetisch genutzten Silbenschriften (kana) umgemodelt ( hiragana und katakana). Das dauerte natürlich ein paar Hundert Jährchen...
Fragt mich nicht, wie viele kanji es in Japan gibt, es sind viele. Im Laufe der Zeit hat sich die Schreibweise der Schriftzeichen in China und Japan unterschiedlich entwickelt, aber theoretisch könnte ich mit Chinesen schriftlich kommunizieren, ohne auch nur ein Wort Chinesisch zu können.
Kanji sind Ideogramme, das heißt, sie haben eine spezifische Bedeutung. Im Chinesischen gilt: ein kanji= eine Lesung = eine Bedeutung = ein Wort. Im Japanischen hingegen hat ein Schriftzeichen prinzipiell mindestens zwei Lesungen: eine rein japanische und eine sogenannte sinojapanische Aussprache, also eine, die die chinesische Lesung japanisiert wiedergibt.
Aber das Japanische wäre nicht das Japanische wenn es dabei bliebe....im Japanischen kann ein und das gleiche kanji je nach der Zusammensetzung und dem Kontext mehrere und teilweise völlig unterschiedliche Lesungen haben. Es gibt andererseits auch sehr viele gleichlautende Worte, so dass man die Schreibweise, also das kanji kennen muss, um zu wissen, um welches Wort es sich handelt. Das, so kann man sich vorstellen, erleichtert das Erlernen der Schrift auch nicht gerade.
Hiragana werden, vor allem seit Ende des 19.Jahrhunderts, genutzt um Suffixe, Postpositionen usw. zu schreiben, mit katakana werden vor allem seit der Nachkriegszeit Fremdwörter und ausländische (Orts-)Namen geschrieben.

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kanji und kana

Man sagt, dass man ca. 2000 kanji kenne muss, um beispielsweise eine Tageszeitung zu lesen. Als gebildet gilt jemand, der über ein aktives Wissen von etwa 5000 kanji hat, diese also verstehen, lesen und schreiben kann, sowie weitere 10.000 kanji zumindest sinngemäß erfassen kann. Über meinen Wissensschatz hülle ich die Decke des Schweigens.... ;-)
Sodele, das war in Ansätzen eine kleine Einführung in die Tücken der japanischen Schrift....
Ach ja, einer geht noch: traditionell schreibt man in Japan von oben nach unten und dann von rechts nach links, aber moderne Texte liest man auch wie bei uns waagerecht von links nach rechts.

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