Donnerstag, 10. Juli 2008

Things Japanese 10/ Onsen

Diese Serie wäre unvollständig, wenn ich nicht über Onsen schreiben würde. Onsen haben erhöhtes Suchtpotenzial, und ganz schlimm ist es bei mir, denn ich habe zwei Jahre lang in einem Onsen gelebt und, wie es die deutsche Botschaft zu sagen pflegte, als 'Graswurzeldiplomat' in der Stadtverwaltung gearbeitet: in Kusatsu onsen, einem der berühmtesten Onsen in Japan, mit stark schwefelhaltigem Quellwasser.

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Yubatake in Kusatsu Onsen

Die vielen Vulkane und Erdbeben bescheren Japanern nicht nur Angst und Schrecken, sondern auch den Himmel auf Erden: Onsen, heiße Quellen.
Es gibt unzählige heiße Quellen in Japan und die Japaner geniessen seit vielen Jahrhunderten das Baden darin. Heiße Quellen werden nicht nur aus Vergnügen am Baden sondern auch aus therapeutischen Zwecken aufgesucht.
Heiße Quellen sind überaus beliebte Reiseziele: so wie es wahrscheinlich keinen Japaner gibt, der keine Nudelsuppen mag,gibt wahrscheinlich auch kaum einen, der das Baden in den heißen Quellen nicht zu schätzen wüßte.
Was ein richtiges Onsen ist, wird seit Ende der 40er Jahre im Onsen-Gesetz geregelt. Als Onsen versteht man sowohl die Quelle an sich, den Ort, an dem diese Quelle aus dem Boden quillt und auch einzelne Badehäuser. Onsen wird dann als Suffix an einen Ortsnamen gehängt, zum Beispiel Nozawa Onsen, und hat eine ähnliche Bedeutung wie unser 'Bad'.
Dogo onsen gilt als das älteste Onsen Japans. Hier wurde der Überlieferung nach das Baden in heißen Quellen zu therapeutischen Zwecken entdeckt.

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DAS Badehaus in Dogo onsen

Und was passiert darin? Man Betritt das Badehaus, bezahlt und dann geht man in die nach Geschlechtern getrennten Umkleiden. Die Geschlechtertrennung wurde übrigens durch christlich-westlichen Einfluss (Schamkultur) gegen Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt.

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Diese Fotos stammen aus Gero onsen,aber die Räumlichkeiten in den Badehäusern sind allesehr ähnlich.
Hier macht man sich nackig und geht, je nach Ausstattung des Badehauses, mit (oder ohne) Seife, Shampoo und Co. zum Waschen. Zunächst wäscht man sich hier mit heißem, klaren Wasser aus der Leitung. Die JapanerInnen machen das im Sitzen und nutzen dazu kleine Höckerchen aus Holz oder Kunststoff. Dann steigt man langsam und sehr vorsichtig in das heiße Wasser und versinkt im Wohlgenuss: man spürt förmlich, wie Stress und Müdighkeit Leib und Seele verlassen. Man sitzt sehr still und ruhig im Wasser, das es in der Regel sehr, sehr heiß ist. Das Wasser ist überall heiß bis sehr heiß, hat aber mindestens 25°. In Kusatsu hatte das Wasser bis zu 43°!

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Nach ein paar Minuten verläßt man das Becken, geht zurück zu seinem Höckerchen und dann wird geschrubbt. Von Kopf bis Fuss und unter handfestem Einsatz von Bürsten und Schwämmen. Die Schrubberei kann schon mal bis zu 10 oder 15 Minuten dauern, und ich bin jedesmal erstaunt, dass die Damen danach noch Haut auf dem Körper haben. Anschließend begibt man sich wieder in das Becken und versinkt erneut.

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Nach dem zweiten Badegang, ein jeder dauert wegen der großen Hitze nicht länger als 5-10 Minuten, fühlt man sich wunderbar erfrischt.
Ein besonderes Highlight ist, wenn das Badehaus, über ein Rotenburo, ein Badebecken unter freiem Himmel, verfügt.

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Rotenburo in Gero onsen

Die Badehäuser in den Onsen sind stets geschmackvoll gestaltet, mal modern und kühl, mal traditionell japanisch. Stets wird beim Bau auf traditionelle Materialien wie Holz, Bambus und Steine zurückgegriffen.

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Fotografieren ist natürlich verboten, weil alle anwesenden Damen ja nackt sind. Aber als ich im Juni in diesen beiden Badehäuser in Gero onsen war, badete gerade niemand und so habe ich, carpe diem, fix meine Kamera zur Hand genommen und ein paar Fotos geschossen.

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Auf dem Weg zurück zum Bahnhof musste ich natürlich noch an diesem Fuß-Onsen eine Pause einlegen und meinen Füßen ein weiteres Bad gönnen. Es ist schier unmöglich, von Onsen genug zu bekommen...

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