Dienstag, 19. Februar 2013

Dienstagsfrage

Die verstrickte Dienstagsfrage 8/2013
Irgendwann haben alle einmal das Stricken freiwillig oder durch einen Bildungsplan verordnet gelernt. Erinnert ihr euch noch, wie das war? Was machte euch die meisten Probleme? Wann fing es an, euch richtig zu packen?
Vielen Dank an Michaela für die heutige Frage!


Bei mir fing es in der 3.Klasse an. Die Handarbeitslehrerin hiess Frau Seidel, kam aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und liess uns zu Beginn jeder Stunde zunächst die Arme verschränken.
Handarbeiten hatten wir eine Stunde pro Woche, und zwar war es die letzte Stunde des Schultages. Ich habe es gehasst, schon allein weil die Jungs nach Hause gehen durften, während wir Mädchen mit verschränkten Armen den Instruktionen der Dame Seidel lauschten: und dann mussten wir den Vortrag in die Tat umsetzen. Am Ende der Stunde hat sich Frau Seidel dann unsere Fortschritte angesehen.
Soweit ich mich erinnern kann, haben wir Stricken, Häkeln und Sticken gelernt. Sticken mochte ich ganz gerne, Häkeln ging so und Stricken war ganz schlimm. Ich weiss gar nicht mehr, was ich schrecklicher fand: das Anschlagen der Maschen, rechte Maschen, linke Maschen, der ständige unerklärbare Schwund von Maschen oder ihre wundersame Vermehrung. Ich kann mich auch nur an ein Strickteil erinnern: ein Schal, der in unregelmäßigen und ungewollten Ab-und Zunahmen daher mäanderte. Das Schlimmste waren dabei die schwitzig-klebrigen Finger in der Sommerhitze, und Maschen, die sich weder vorwärts noch rückwärts bewegten. das Quietschen der Nadeln (Rundstricknadeln gab es noch nicht oder waren noch nicht verbreitet, so dass ausnahmslos mit den grauen Stabstricknadeln strickten), habe ich immer noch im Ohr.
Aus dieser Zeit besitze ich noch ein Stricknadeletui, dass wir mit verschiedenen Stichen besticken mussten. Und ich bin erst neulich über dieses Foto gestolpert, auf der rechten Seite, das bin ich mit dem einzigen Werk, dass ich damals in der Grundschulzeit vollendete: ein gehäkelter Schal.


 photo firstsakuhin_zps1f4cd3ff.png



Die Lust am Häkeln hielt aber nicht lange an. Erst in der 11.Klasse habe ich die Lust am Stricken entdeckt. Ich konnte im Grunde nur rechte und linke Machen stricken, alles andere (Anschlagen von Maschen, Lochmuster, Zöpfe, Intarsien, Mehrfarben-Stricken oder Fair-Isle, Stricken mit Nadelspiel ect.) habe ich mir dann alles selber beigebracht.
Nach sieben Jahren ebbte die Leidenschaft ab, und als ich dann Ende der 80er Jahre zum Studium nach Tokyo ging, war sie komplett tot.
Erst im Jahr 2000, als mein erster Neffe geboren wurde, habe ich wieder Lust bekommen und bin noch dabei!

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